Kashmir – Ein nachwachsender Rohstoff aus Dänemark

Kashmir - Trespassers
Kashmir | Trespassers | 2010

 

Ich freue mich erheblich: Ein neues Album der dänischen Band KASHMIR ist erschienen und wenn man in den musikalischen Blätter- und Blog-Wald horcht, hört man ein wohlwollendes Rauschen. Zu Recht. Denn die Herren sind schon lang auf hohem Niveau unterwegs und haben sich eine umfassende internationale Beachtung lääääängst verdient.

Das sechste Album ist extrem hörenswert und erneut entwickeln die kreativen Dänen ihre ergreifende und intelligente Variante des Rock weiter auf Jetzt-Zeit.

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Aus den rockmusikalischen Weiten des dänischen Outbacks löst sich das Kopenhagener Trio Kashmir, um wieder einmal selbstbewusst grenzüberschreitende Akkorde hinaus in die Welt zu tragen.

In Dänemark haben die drei Vollblut-Musiker Kaspar Eistrup, Mads Tunebjerg und Asgar Techau so ziemlich alles erreicht, was in dem begrenzten Raum von nicht-schubladen-kompatibler Rock-Musik möglich ist. Ihre ersten beiden Alben „Travelogue“ (1994) und „Cruzential“ (1996) spielten national Gold ein, wurden jedoch vorerst international nicht veröffentlicht. 1999 erscheint „The Good Life“, das dritte Werk, und soll den Weg in die Internationalität ebnen, was diesem ambitionierten und wirklich gelungenen Album nicht schwer fallen wird.

1991 war es, als Sänger und Gitarrist Kasper, Bassist Mads und Drummer Asger feststellten, dass sie musikalisch auf einer Linie lagen, die von ihnen als „Heavy Blues“ charakterisiert wurde und in der Gründung der Band „Nirvana“(!) ihren Höhepunkt fand. Mit dem plötzlichen Überschwappen des Grunge auf den europäischen Kontinent und dem Übernacht-Erfolg einer Band ähnlichen Namens, beschlossen die drei ihre musikalische Identität, samt Namen, zu korrigieren. Man entlieh sich den Namen Kashmir aus dem gleichnamigen Epos von Led Zeppelin, ohne deren musikalisches Schaffen zweitverwerten, geschweige denn imitieren zu wollen.

Es folgten unzählige Gigs durch die dänische Clublandschaft in deren Verlauf sich, neben einer stetig wachsenden Fangemeinde, ein eigener Stil, von der Band als „Groovecore“ bezeichnet, entwickelte. Dies war eine Mischung aus Heavy Rock, Heavy Funk, Rap und Psychedelia. Aufgrund der spektakulären Live-Acts wurden auch gemächlich die dänischen Medien hellhörig. Dezember ’93 betrat die Band zum ersten Mal ein Studio um, überschattet von einer großen Grippe-Epidemie unter der ganz Dänemark litt, ihr erstes Album „Travelogue“ aufzunehmen. O-Ton Kasper: „… mag sein, dass irgendwo in unseren Songs ein Husten zu hören ist. Aber keine Angst – it’s only Rock ‚N‘ Roll.“

Mittlerweile sind Kashmir in jeder größeren Konzerthalle Dänemarks zu Hause, sowie ein gefragter und fester Bestandteil der beiden größten dänischen Sommer-Festivals in Roskilde und Midtfyn. Im Laufe der Jahre und weiteren Alben haben Kashmir immer weiter an ihrer musikalischen Identität gefeilt und dabei höchsten Wert darauf gelegt, jegliche Vorhersehbarkeiten zu vermeiden. Dies gilt auch für das neue Album „The Good Life“.  Die leichte Kost ist nicht ihr Ding, doch wer sich mit ihnen beschäftigt, wird akustisch großzügig belohnt.

Velkommen!

(Anmerkung: KASHMIR sind mittlerweile zu viert. Ende 1999 stieg Henrik Lindstrand als Keyboarder in die Band ein.)

Aussen mit ohne Bart, innen mit Dampf!

 

Beim Ausmisten meiner CD-Sammlung fällt mir ein äußerlich staubiges und innerlich verdammt rockendes Debütalbum der schwedischen Band „Mustasch“ aus dem Jahre 2003 in die Ohren. „Halt mich fest!“ murmelnd verliere ich mich spontan in einer kleinen Review:

Mustasch | Above All | 2003

Bewegt möchte man die Fäuste ballen, die Haare möchte man lüften, die Schweden-Flagge möchte man schwenken und “Gutgütiger Schweinerock“ möchte man rufen. Und ganz falsch ist das nicht, denn die Musik von Mustasch entstand wirklich da, wo sich Eber und Sau die Rüssel reiben – auf einem ehemaligen Bauernhof irgendwo im kältesten Schweden. Im Ambiente dieser “Mustasch-Farm“ entwickelten die vier Musiker Ralph Gyllenhammar (Gesang, Gitarre), Mats Johansson (Bass) und die Brüder Hannes (Gitarre) und Mats Hannson (Schlagzeug) ihren einzigartigen Kantstein-Rock, den sie uns auf ihrer  Debüt-Scheibe ABOVE ALL in die Ohren rammen. Auf der treibenden Leidenschafts-Linie von Danzig, The Cult und Stonerrock-Legende Kyuss lodern Titel wie “Down In Black“, “I Hunt Alone“ und „In The Arena“, die allein schon ein oder zwei Grammies locker zu Tode erschrecken könnten. Über alle zehn Songs gilt: je feister das Schlagzeug, je dicker die Gitarren, je böser der Gesang, um so mehr knallt es direkt vom Ohr auf’s Hirn und weiter in den Bauch.